Bräuche der Prußen
(Quelle: Tolkemita, ex: "Chronica
Slavorum" des deutschen Geschichtsschreibers Helmold von
Bosau (1168))
"Die Prußen haben noch nicht des Glaubens Licht
erblickt; es sind Leute von vielen natürlichen Gaben, sehr
menschenfreundlich gegen Notleidende. Schiffbrüchigen und
von Seeräubern Bedrohten fahren sie sogar entgegen und
helfen ihnen. Gold und Silber gilt ihnen sehr gering, doch im
Überfluß haben sie Felle, deren Duft in unsere Welt
das tödliche Gift des Hochmuts gebracht hat. Jene freilich
bewerten sie nicht höher als Mist (und sprechen) - glaube
ich - unser Urteil, die wir nach dem Marderwams lechzen wie
nach der höchsten Glückseligkeit. Daher bieten sie
für Wollkleider, welche wir 'faldones' nennen, solche kostbaren
Marderpelze an. Viel könnte man zum Lobe der Sitten dieses
Volkes sagen, glaubten sie nur an Christus, dessen Prediger
sie (aber) wild verfolgen. Der berühmte Bischof Adalbert
von Böhmen wurde bei ihnen mit der Märtyrerkrone geschmückt.
Wirklich ist bis heute bei ihnen, die doch sonst alles mit uns
teilen, das Betreten der Haine und Quellen verboten; denn diese
würden nach ihrer Meinung durch den Besuch von Christen
beschmutzt. Von dem Fleisch ihrer Zugtiere ernähren sie
sich, deren Milch und Blut sie auch trinken, sodaß sie
(sogar) davon berauscht werden sollen. Sie sind blauäugig,
rotgesichtig und langhaarig. Im übrigen wollen sie, in
(ihren) Sümpfen unangreifbar, keinen Herren bei sich dulden."